Die Augen spazieren über die Auslagen auf den Büchertischen und bleiben hängen: „Rimini“. Der Umschlag eine verspielte Collage; der Buchtitel vielversprechend. Oder liegt es daran, dass die eigene Mama immer wieder erwähnte: „Du wurdest in Rimini gezeugt“? Rimini ist für mich daher mit Geheimnis, Lust, Sehnsüchten, aber auch mit der Vorstellung eines leicht abgehalfterten Nachkriegsferienorts behaftet.
Der Roman von Sonja Heiss ist zügig geschrieben – mal locker-flockig, dann aber auch wieder abgründig menschlich, aber ganz sicher nie langweilig! Es ist die Geschichte einer ganz normalen Familie, normal dysfunktional. So zumindest wird das Buch beworben. Zu Recht! Gerade wenn man sich über die Figuren in ihrer Unbeholfenheit und tiefen Menschlichkeit amüsiert, klingt da einiges aus der eigenen (Familien-) Geschichte an.
Erfolgreicher, reicher Bruder mit schöner Frau und einem hübschen Kinderpaar, erfolglose Schauspielerschwester, deren biologische Uhr immer schneller tickt, Eltern, die sehr unterschiedliche Vorstellungen zur Ausgestaltung ihres Rentnerdaseins haben und überdies ein Familiengeheimnis, das über allem schwebt. Ein guter Plot und sympathisch menschliche Figuren machen die Ferienlektüre perfekt!
„Rimini“ von Sonja Heiss, Kiepenheuer&Witsch, 2017