Was bedeutet eigentlich „Tulle“? Wenn ich ehrlich bin weiss ich es auch nicht, obwohl ich aus dem Buch einer grossen Gruppe Kinder täglich vorgelesen hatte. Es hat sicher nichts mit dem hochwertigen Stoff zu tun, obwohl der Vorlese – „Stoff“ nicht minder hochwertig ist. Aber der Reihe nach. Gekauft habe ich das Buch anhand des Titelbildes, was ja so seine Gefahren birgt. Ihr wisst schon, „don’t judge a book by it’s cover“ und so. Aber als Lehrperson, die den ganzen Tag immer für alles Verständnis haben und politisch korrekt sein muss, liegt sowas schon mal drin. Und tatsächlich schafft es Paul Biegel, schon auf den ersten Paar Seiten für die Kinder eine Welt zu öffnen, wie ich es zuvor nur von Ottfried Preussler kannte.
Alles dreht sich um diese eine Zwergensippe, welche aus 100 Zwergen besteht. Eigentlich 101, aber ich möchte nicht zu viel verraten. Der geneigten Unterstufenlehrperson klingeln ja bereits die Matheglocken – nur schon mit der 100 damit liesse sich prima rechnen. Doch das ist noch nicht alles: Verschiedene Zwerge werden hervorgehoben mit ihren jeweils eigenen Charakteren. Es gibt den munteren kleinen Pier in der Hauptrolle, den grummeligen Buckeldieter und den alten Ate und noch viele mehr. Nur Zwerginnen kommen nicht vor, dafür sind alle Bienen inklusive deren Königin weiblich. Mit dem Bienenvolk stösst das Zwergenvolk nämlich immer mal wieder zusammen. Aber auch die Natur setzt den Mini – Männchen in Form von Sturm und Kälte zu.
Das Buch hat 126 Seiten und jedes Kapitel behandelt eine kleine geschlossene Einheit, knüpft jedoch auch an die anderen Kapitel an. Was wünscht man sich zum Vorlesen mehr? Zudem gibt es auf fast jeder Doppelseite simple, aber total süsse Zeichnungen, welche den Kindern helfen, sich das ganze vor zu stellen.
Das Buch hat Charme und hebt sich aus dem Einheitsbrei, welcher heutzutage in den Buchläden aufliegt und mit ach so coolen Covern lockt (ja ja, ich weiss…), hervor. Von mir gibts dafür fünf von fünf Knallorten Zwergenmützchen.
Bis zum nächsten Mal,
euer Bücherleser

